Als erfahrener Sommelier begleitete ich hochwertige Weine und Weinkeller oft über viele Jahre hinweg. Ich sehe, wie sie sich entwickeln, reifen – oder leider auch, wie sie durch falsche Lagerung Schaden nehmen.
Gerade jetzt im Sommer stellt sich für viele die Frage: Wie gut sind meine Weine wirklich geschützt, wenn die Temperaturen steigen?
Hier möchte ich meine Erfahrungen teilen, worauf es ankommt – und wann es sinnvoll ist, über professionelle Lagerung nachzudenken.
Sommerliche Temperaturen – eine echte Herausforderung für den Wein
Wein liebt konstante Bedingungen. Ideale Bedingungen bedeuten konstant Temperatur, eine Luftfeuchtigkeit von 70% und UV-Schutz.
Sobald die Temperaturen im Sommer steigen oder stark schwanken zwischen Tag und Nacht, beginnt Wein sich schneller zu entwickeln. Frische, Aroma und Langlebigkeit können darunter leiden.
Was viele unterschätzen: Nicht nur die Hitze an sich ist ein Problem – auch ständige kleinere Temperaturschwankungen stressen den Wein (und Weinkorken) enorm.
Typische Lagerorte zuhause – meine Einschätzung
➔ Erdkeller/Weinkeller
Ein richtiger Weinkeller wie ein Erdkeller oder Weinkeller aus Stein bietet in vielen Fällen gute Voraussetzungen. Doch im Hochsommer kann sich selbst tiefes Erdreich erwärmen. Kleine Schwankungen um wenige Grad mögen unbedeutend wirken, aber auf Dauer beeinflussen sie die Reife spürbar.
Für Weine, die innerhalb Wochen oder weniger Monate getrunken werden, ist ein privater Weinkeller vollkommen in Ordnung und hat auch seinen Charme. Für eine langfristige Lagerung in solchen Kellern, vor allem im Premium Wein Segment würde ich persönlich davon abraten.
➔ Weinkühlschrank
Weinklimaschränke sind ein praktisches Werkzeug – wenn sie auch als Weinkühlschrank verwendet werden und nicht für die langfristige Lagerung.
Für kurzfristige Zwischenlagerung eine gute Lösung – für langfristige Reifung oder besonders wertvolle Flaschen eine Notlösung. Neben vielen anderen negativen Faktoren stehen Weinkühlschränke meistens in hellen Räumen oder erhalten direktes Sonnenlicht auf die Glastür, so kann das Innenklima instabiler werden.

Der ideale Zeitpunkt für Veränderungen
Gerade im Frühling oder Herbst, wenn die Außentemperaturen noch moderat sind, bietet sich eine hervorragende Gelegenheit, den eigenen Weinkeller zu hinterfragen.
Jetzt – bevor die teilweise extreme Sommerhitze die Lagerbedingungen im Weinkeller verschlechtern und das Potenzial deiner Weine langfristig schwindet.
Woran ich eine professionelle Lagerung erkenne
- Konstante Temperaturen jederzeit unabhängig von Jahreszeit oder Außentemperatur
- Stabile Luftfeuchtigkeit von 70%
- Schutz vor Licht – UV-Strahlung
- Keine Vibrationen – keine Erschütterungen, keine Bewegungen
- Übersicht und Dokumentation – damit man weiß, was man hat und wann es perfekt ist
Nur so kann ein Wein sein Potenzial voll entfalten.
Mein Fazit
Wein verdient Respekt – und Respekt zeigt sich in der Lagerung.
Für kurzfristigen Genuss zuhause sind ein gut geführter Keller absolut ausreichend.
Wer aber Wert auf Reife, Qualität und langfristigen Genuss legt, der sollte seinem Wein Bedingungen bieten, die auf Dauer stabil sind.
Manchmal sind es gerade die Flaschen, die wir heute weglegen, die uns morgen die größten Genussmomente schenken.